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Linthpark
Linthal, Glarus Süd
Studienauftrag 2014, 2. Stufe
Spinnerei Linthal AG
Thomas Schregenberger GmbH
Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Alessandro Bosshard, Moritz Gisler
25 Mio. CHF

Unser Vorschlag für die weitere Entwicklung des Linthpark-Areals sieht vor, schon mit der ersten Bau-Etappe ein Zeichen der Erneuerung zu setzen, jedoch das Potential der bestehenden Bauten zu erhalten und das Areal in Richtung Bahnhof und Dorf weiter zu öffnen. Nebst den neuen Wohnbauten soll das Dienstleistungs- und Verkaufsangebot möglichst ausgebaut werden und das bestehende Gewerbe auf dem Areal auch mittel- und langfristig gesichert sein. Im südlichen Teil des Areals sollen Baufelder eine hohe Planungsflexibilität ermöglichen.

Die Fabrikanlagen im Glarnerland, darüber sind sich die verschiedenen Studien über die Entwicklung der Region einig, stellen ein grosses Potential für die Zukunft dar; so für spezifische Nutzungen aus dem Norden des Kantons, als Impuls für zukünftige Pioniere oder als Kollektivräume für die Gemeinden. Das trifft im Besonderen auch auf unser Areal zu. Zum einen scheint sich Linthal immer mehr zu einem regionalen Zentrum zu entwickeln, und zum anderen ist das Linthpark-Areal gleich neben dem Bahnhof und dem Zubringer der Braunwaldbahn hervorragenden erschlossen. Um das Linthpark-Areal zu einem lokalen Zentrum auszubauen, scheint es uns wichtig, die ortsbaulichen Bezüge zu Linthal zu klären und zu verstärken. Das ehemalige Fabrikareal soll als eine ortsbauliche Einheit wahrgenommen werden, als ein kompaktes Areal inmitten des ländlichen Linthal. Das Areal soll sich zur Bahnhofstrass öffnen und mit seinen Bauten ein Gegenüber zum Bahnhof bilden. Unter Einbezug der bestehenden Bauten soll der industrielle Charakter des Areals in seiner Struktur wie auch in seiner architektonischen Ausformulierung beibehalten werden.

Unsere Strategie sieht nun vor, in einem ersten Schritt im südwestlichen Teil des Areals einen Neubau zu errichten. Er soll Zeichen sein für die Erneuerung, aber auch für die Öffnung des Areals hin zu Bahnhof und Dorf. Das neue L-förmige Wohngebäude, es ersetzt die bestehende Shedhalle, wird so in die Situation hineingesetzt, dass zwei Höfe entstehen: ein zum Wohnen gehörender leicht erhöhter Gartenhof und der öffentliche Erschliessungshof. Dieser ist über einen grosszügigen Durchgang mit dem im Norden bestehenden Fabrikhof verbunden und bildet so die Vernetzung einerseits zur Bahnhofstrasse und dem Bahnhof und andererseits zur Linth und dem südlichen Teil des Areals. Der Erschliessungshof soll mit einem Restaurationsbetrieb im Mittelbau zusätzlich belebt werden. Der Neubau ist über den Hof erschlossen. Von dort aus führen drei Treppenhäuser zu den Wohnungen. Diese sind in der Mehrheit nach Süden, aber auch nach Westen ausgerichtet. Die Westwohnungen verfügen über eine grosse Loggia zum Bahnhof, die Südwohnungen über einen verglasten, teilweise schliessbaren Balkon über dem Wohnhof. Im Erdgeschoss sind nebst den Gartenwohnungen der Gemeinschaftsraum und die Ateliers untergebracht. Diese können, auf den Bahnhofplatz ausgerichtet, bei Bedarf auch zu kleinen Läden umfunktioniert werden. Ebenfalls von der Bahnhofstrasse aus führt eine Rampe in die darunterliegende Autoeinstellhalle. Das viergeschossige Wohnhaus übernimmt die Höhe des Fabrik-Hauptgebäudes. Seine Fassaden zeichnen die Geometrie der dahinterliegenden Gebäudestruktur nach.

Die zweite Ausbauetappe besteht aus einem länglichen Wohngebäude an der östlichen Flanke des Areals, leicht zurückversetzt von Zauberallee und Linth. Ihm vorgelagert sind die Wohngärten. Die über eine Plattform erschlossenen Eingänge sind hofseitig angeordnet. Am nördlichen Ende des Gebäudes führt eine Rampe zur darunterliegenden Autoeinstellhalle. Auch dieses Gebäude übernimmt die Traufhöhe des Hauptgebäudes. Zusammen mit dem Wohngebäude der ersten Bauetappe formulieren sie den zentralen „Körper“ des Areals. Ihm einverleibt ist der Mittelbau, der mit seinem Giebel die umliegenden Bauten überragt und damit zum zentralen Objekt des südlichen Arealteils wird. Er könnte zu einem Restaurant oder Gemeinschaftsraum umgebaut werden.

Für den Bau der zweiten Ausbauetappe muss einzig das Gebäude der ehemaligen Färberei weichen. Die Spinnerei wie auch das Werkgebäude von "Friedli Holz" sind nicht tangiert. Auch das Potential des West- und Ostbaus bleibt erhalten, sie können jederzeit umgebaut und intensiver genutzt werden. Für den Westbau sind Loftwohnungen vorgesehen, für den Ostbau Räume für Dienstleistungen oder Gewerbe. In weiteren Ausbauetappen können, zeitlich unabhängig, das Spinnereigebäude oder das Werkgebäude der "Friedli Holz" durch Neubauten ersetzt werden. Dafür haben wir Baufelder formuliert, die der Bauherrschaft eine möglichst grosse Planungsflexibilität ermöglichen. In ihren Grenzen können je nach Bedarf wieder Gewerbebauten oder noch mehr Wohnungen entstehen. In unserem Projektvorschlag sind es im südwestlichen Baufeld Büros und Dienstleistungen und im Südosten Gewerbe mit einer grossen Halle. Auch hier übernehmen die höheren Bauten die Traufhöhe der bestehenden Fabrikanlage. Sie sind so gesetzt, dass sie zusammen mit den Nachbarliegenschaften das Areal städtebaulich klar definieren.

Die Freiflächen werden einfach und zweckmässig gestaltet. Die nach aussen zur Bahnhofs- und Schürstrasse hin ausgerichteten Erschliessungsflächen und Parkfelder werden durch Bäume in freier Setzung begleitet und beschattet. Entlang des Linthkanals wird die bestehende Zauberallee bis hin zur Stachelbergstrasse verlängert. Als Gegenstück zum bestehenden Fabrikhof mit Rasenfeld, erhält der neue zentrale Erschliessungshof ein grosszügiges, mit breiten Steinplatten umrahmtes Kiesfeld. Drei fiederblättrige Schnurbäume markieren den neuen Ort für Jung und Alt als Treffpunkt und Aufenthaltsfläche zum Verweilen und Spielen. Im neuen Mehrgenerationen-Wohnbau erhalten die Erdgeschosswohnungen Richtung Süden private Gärten, welche durch Hecken und niedrige Mauern gefasst sind. Als Initialpflanzung werden sie mit wenigen klein- bis mittelkronigen Gartenbäumen bestückt. Das Motiv wiederholt sich in der zweiten Etappe mit nach Osten, Richtung Zauberallee, ausgerichteten Wohngärten. Für weitere Baufelder lässt sich das Gartenthema auch als gemeinschaftlich genutzte grüne Freifläche weiterverfolgen.