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Ersatzbau Letzigraben
Zürich
Selektiver Wettbewerb, 2012
Stadt Zürich / Siedlungsgenossenschaft Eigenheim
ARGE Thomas Schregenberger GmbH / Zach + Zünd Architekten GmbH
Thomas Schregenberger, Gundula Zach, Andrzej Egli, Lenka Gmukova, Moritz Gisler
40 Mio. CHF

„Die Bebauung geht von dem Grundgedanken aus, die Baumassen rund um die Freifläche hochzuführen, um so eine möglichst grosse Anzahl von Wohnungen mit der zukünftigen Parkanlage in unmittelbare Verbindung zu bringen.“
A. H. Steiner, Werk 9/1953

Das hier vorgestellte Projekt besteht im Wesentlichen aus einem markanten Gebäude entlang dem Letzigraben, welches im Dreiklang mit den Bauten von A. H. Steiner, den beiden Hochhäusern und den Wohnbauten an der Brahmsstrasse, die Grünanlage Heiligenfeld neu aufspannt. Alle Wohnungen profitieren von der attraktiven, grossräumigen Parkanlage wie auch vom durchgrünten Letzigraben, der mit seinen doppelten Baumreihen wie ein Parkway durchs Quartier führt. Eine einfache, rhythmische Gliederung des Baukörpers schafft attraktive Gebäudezugänge und formuliert einen öffentlichen Grünraum unter Bäumen. Im Erdgeschoss sind nebst den grosszügigen Eingangshallen die Geschäftsstelle der SGE, aber auch Waschküchen, Veloräume und Ateliers untergebracht. Ein breiter Durchgang führt vom Letzigraben in die Parkanlage. Dort bilden die Pavillions der Kindertagesstätte und des Gemeinschaftsraums zusammen mit dem bestehenden Kindergarten attraktive, räumliche Bezüge.
Der markante einfache Baukörper ist präzise gesetzt. Die Wohnungen sind mit ihren Wohnräumen und Loggien alle auf die Parkanlage ausgerichtet, und ihre Wohnküchen geniessen, abgesehen von den 2 ½ Zimmer Wohnungen, alle auch den Ausblick auf den begrünten Letzigraben und die Abendsonne. Der an sich einfache Baukörper reagiert in seiner architektonischen Ausbildung höchst differenziert auf die unterschiedlichen Nachbarschaften. So ist die Strassenfassade entlang des Letzigrabens vertikal gegliedert. Diese Gliederung rhythmisiert den Baukörper und lässt ihn optisch fassbarer erscheinen. Die hervorstehenden Gebäudeteile, sie übernehmen in ihrer Breite die Stirnfassaden der gegenüberliegenden Bauten, verzahnen das Gebäude mit der parallel verlaufenden Baumallee. Die dadurch entstehenden Gebäudenischen artikulieren die Eingänge zu den Wohngeschossen. Horizontale Fassadenbänder binden jeweils zwei Geschosse zu einem Element zusammen und lassen so die Strassenfassade grosszügig und gelassen erscheinen.
Die gegenüberliegende Parkfassade reagiert auf den weiten Raum der angrenzenden Grünanlage. Die flache Fassade mit ihren horizontalen Bänder und den dazwischen liegenden Fenster- und Balkonöffnungen scheint das Gesichtsfeld noch zu vergrössern. Ihr Blick ist in den offenen Raum der Parkanlage gerichtet. Die Bezüge zur unmittelbaren Nachbarschaft werden über eingeschossige Pavillons hergestellt. Der leicht in die Flucht des Durchgangs hinein gesetzte Gemeinschaftsraum mit seiner auch als Orangerie benutzbaren Halle spannt zusammen mit der leicht vorgeschobenen, eingeschossigen Fensterfont der Geschäftsstelle und dem Pavillon der neuen Kindertagesstätte einen Raum auf. Dieser wiederum steht in einem klaren Bezug zum Kindergarten und vernetzt so den Neubau mit der bestehenden Anlage.
Mit zu diesem Netzwerk von eingeschossigen Bauten gehört als Leerraum auch der Durchgang durchs Wohngebäude. Dieser schafft eine neue, attraktive Verbindung zwischen dem Letzigraben und der Grünanlage Heiligenfeld. An ihm liegt der Gemeinschaftsraum mit seiner offenen Halle, der Zugang zu den Sitzungszimmern der Geschäftsstelle und er führt zur bestehenden Kinderkrippe. Er wird zum Schwerpunkt all der gemeinschaftlichen Aktivitäten, sei es das Boulespiel am Letzigraben unter den Bäumen, das Arbeiten in den Pflanzgärten vor dem Haus, oder das Zusammensein und Feiern im Gemeinschaftsraum der Genossenschaft.

Aussenraum
Das Heiligfeld ist eine öffentlichen Anlage, die dem Wohnungsbau der Nachkriegszeit entstammt. Es ist keine Grünanlage mit direktem Anschluss an das öffentliche Strassennetz wie bespielsweise die Bäckeranlage oder Josefswiese, sondern ist Mitten in einem Siedlungsensemble situiert und überlappt mit den jeweils angrenzenden Flächen des Wohnungsumfelds. Es ist ein Park mit offener Mitte für die umliegende Bewohnerschaft und weniger der nutzungsdurchmischte, extrovertierte Stadtpark.
Waren in den späten Vierzigerjahren offene, durchfliessende Grünräume üblich, die vergleichsweise wenig in Besitz genommen wurden, so zeigt sich heute bei einer zumehmenden städtischen Verdichtung der Wunsch nach einer stärker beanspruchbaren Bodennutzung der Parkanlagen. In diesem Sinne lesen wir die Grünflächen des Projekts als Teil des Parksystems Heiligfeld, aber mit direktem, praktischem Bezug zum Wohngebäude. In Feldern – zwischen Gemeinschaftspavillon, Krippengebäude und Durchgänge des Haupthauses – etablieren sich unterschiedliche Welten, die miteinander kommunizieren: Spielflächen, Wiesen, Mietergärten, Kiesplätze, Wege, Pflanzungen. Es wird eine Beziehung aufgebaut mit dem offenen inneren Herz der Anlage und mit dem zentral gelegenen Kindergarten. Bestehende Wege werden weitergeführt, andere entstehen neu, neben und durch das Gebäude und erhöhen den Vernetzungsgrad der Umgebung.
An der Strasse festigt die ‚Allée irrégulière’ des Letzigrabens mit seinen malerischen Bäumen auf Seite des Freibades und den gegenüber liegenden Robinienreihen den Stadtbezug der Wohnüberbauung: an der Strasse mit regelmässig gesetzten Alleebäumen und in der zweiten Reihe in freiem Rhythmus. So erfährt der Trottoirraum auf Höhe des Neubaus eine Ausweitung und wird zu einem vielfältig nutzbaren Vorplatz unterm Blätterdach (Petanque, Veloständer, Besucherparkplätze, Sitzbänke etc), wo sich die Bewohnerschaft im Übergang zum öffentlichen Stadtraum begegnet.

Lärmschutz Wohnsiedlung Letzigraben
Die Wohngebäude befinden sich im Nahbereich des Letzigraben. Die Immissionsgrenzwerte der ES II werden an der zur Strasse zugewandten Seite um ca. 3 dB überschritten. Durch die angepasste Grundrissgestaltung ist ein lärmabgewandtes Lüften der Wohn- und Schlafräume grösstenteils möglich. Zum Letzigraben hin werden Loggien mit absorbierenden Deckenunterseiten und geschlossenen Brüstung geplant. Durch diese Massnahmen wird der Lärmpegel am Lüftungsfenster um 3 dB reduziert. Wohn- und Essbereiche werden zur Lärm abgewandten Seite hin gelüftet. Die untergeordneten Räume wie Nasszellen sind zentral in den Wohnungen angeordnet. Mit den o.g. Massnahmen sind die zumutbaren gestalterischen Massnahmen ausgeschöpft.
Der Gebäudekörper ist als lärmoptimiert anzusehen. Die Stellung des Gebäudekörpers ermöglicht eine günstige Anordnung der Wohnungsgrundrisse. Mit der Planung des Baukörpers als Riegelbau werden lärmgeschützte Aussenräume geschaffen. Mit gestalterischen Massnahmen am Gebäude kann der Immissionsgrenzwert nicht an allen Lüftungsfenstern eingehalten werden bzw. es würden sich negativen Auswirkungen auf die Wohnungen ergeben. (Anzahl Zimmer, Belichtung der zurückspringenden Wohnräume..). Alle Wohnungen verfügen über Wohnräume, die lärmabgewandt orientiert sind und deren Lärmbelastung unter den Immissionsgrenzwerten der ES II liegen. Pro Wohneinheit liegt maximal 1 Wohnraum vor, für den eine Ausnahme beansprucht werden muss. Die Alarmwerte sind bei allen Fenstern eingehalten. Zudem verfügen alle Wohnungen über einen ruhigen Aussenbereich deren Lärmbelastung am Tag unter dem Grenzwert der ES II liegt Die Wohnungen verfügen über eine kontrollierte Lüftung mit WRG.