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Schulanlage Blumenfeld
Zürich-Affoltern
Selektiver Wettbewerb, 2010
Stadt Zürich / Amt für Hochbauten
ARGE Thomas Schregenberger GmbH / Zach + Zünd Architekten GmbH
Thomas Schregenberger, Gundula Zach, Michel Zünd, Andrzej Egli, Dominic Arni, Flora Meier
Landschaftsarchitektur: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH
Bauingenieur: WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Haustechnik: Waldhauser Haustechnik AG
62 Mio. CHF

Das Zentrum der Schule ist der Blumenhof, um ihn herum organisiert sich die neue Anlage. Grosse Lauben, offen erschlossen, lassen die beiden Obergeschosse wie Erdgeschosse erscheinen und machen die Anlage zu einer Pavillonschule auf Etagen. Über öffenbare Fassadenfronten sind die Klassencluster in den Hofraum erweiterbar. Die Schulanlage ist dreigeschossig und horizontal organisiert. Alle auch abends benutzen Bereiche wie die Betreuung, die Sporthalle, der Mehrzwecksaal, die Musikschule und die Bibliothek sind direkt vom Hof zugänglich. Die Grundstufe ist im ersten Obergeschoss untergebracht, mit einer direkten Verbindung zum Garten, während die Primarschule das zweite Obergeschoss besetzt. Als zusätzlicher Aussen- und Pausenraum dient ihr der Allwetterplatz über den Turnhallen.  

Die nur dreigeschossige, horizontal gegliederte Schule steht in starkem Kontrast zu den bis zu 7-geschossigen Wohnbauten der näheren Umgebung. Ihre Begehbarkeit über alle Geschoss bis hinauf zum Allwetterplatz auf dem Dach macht sie noch öffentlicher. Der Hauptzugang führt von der Blumenfeldstrasse aus über einen mit Bäumen bestückten Zugang in den Blumenhof, dem Zentrum der Anlage. Von hier führen offene Treppen hinauf in die Klassenräume, oder hinunter zu den Turnhallen. Auf Platzniveau sind alle auch abends und an Wochenenden benutzen Bereiche untergebracht. So ist die Kinderbetreuung direkt auf den Hofraum ausgerichtet, sämtliche Betreuungsräume wie auch die Küche sind zentral und ebenerdig angeordnet. Der Mehrzwecksaal und das Foyer sind schon vom Zugangsbereich her gut sichtbar. Das zum Hof sich öffnende Foyer, kombinierbar mit dem Mehrzwecksaal, ist zudem Bindeglied zur Sporthalle. Gleich neben dem Foyer und dem Eingang zu den Tribünen bringt ein Hof Licht in den darunter liegenden Eingangs- und Garderobebereich der Turnhallen. Auch die Bibliothek ist prominent beim Eingang gelegen. Im partiell zweigeschossigen Raum ist eine Arbeitsgalerie untergebracht. Gleich daneben sind die Schulverwaltung, aber auch die Musik-  Therapieräume angeordnet. Darüber, mit einer internen Treppe verbunden, befinden sich die Teamzimmer der Lehrer. Die interne Treppe schafft für Lehrer und Verwaltung auch eine direkte Verbindung zur Autoeinstellhalle.

Das erste Obergeschoss ist die Welt der Grundstufe. Jeweils zwei  Spiel- respektive Klassenräume bilden zusammen ein „Haus", und damit eine überschaubare, familiäre Einheit. Öffenbare Fassadenfronten schaffen eine intensive Beziehung zum Aussenraum, zu den grosszügigen, meist gedeckten und vernischten Lauben und der nach Südosten ausgerichteten Terrasse. Eine eigene, flache Rampe führt hinunter zu ihren Spielplätzen und der Gartenanlage. Die Primarschule ist im zweiten Obergeschoss untergebracht. Jeweils drei Klassenzimmer bilden zusammen einen Cluster. Der gemeinsame, gut belichtete Erschliessungsraum wird zum Lern- und Aufenthaltsraum mit direktem Aussenbezug auf die Lauben, die zu Unterrichtsräumen im Freien werden. Der auf selber Höhe über den Turnhallen gelegene Allwetterplatz ist auch als zusätzlicher Pausenhof für die Primarschule gut nutzbar.

Die Gebäude sind einfach und preisgünstig konstruiert, die beheizten Volumen durch die nach aussen verlegten Erschliessungen noch reduziert. Die Tragkonstruktion der Schulzimmertrakte ist konsequent  in Skelettbauweise konzipiert. Vorfabrizierte Betonstützen tragen die Betondecken, die über alle Geschosse gehenden Treppenkerne dienen dabei der Stabilisierung. Die übrigen Innenwände und die Fassaden sind nichttragend ausgeführt und ermöglichen so eine maximale Nutzungsflexibilität (siehe Bericht des Statikers). Die äussere Fassade besteht aus gedämmten Holzelementen und einer Lamellenverkleidung, die in drei Neigungswinkeln auf die Unterkonstruktion geschraubt ist. Sie schützt zum einen die darunter liegende Konstruktion, ist Bris Soleil im oberen Fensterteil und Einbruchsicherung beim geschosshohen Lüftungsflügel für die Nachtauskühlung. Die Lamellen aus Weisstannen-Holz sind unterhaltsarm mit einer Vorvergrauungslasur behandelt. Sie glänzen im Tageslicht und reflektieren die rötlich-goldenen Farbe der dahinter liegenden Fläche. Die Laube der Hoffassade ist ein einfaches Betonskelett, das partiell mit Dornen an die Geschossdecken befestigt ist. Ausfachungen aus Sichtmauerwerk rhythmisieren die Fassaden und schützen die dahinter liegenden, offenen Aufenthaltsräume. Die geschosshohen Fassadenelemente sind aus Holz, farbig gestrichen oder verglast.  

Die Schule ist ein Ort des Austauschs und der Orientierung und soll zu einem Gravitationsfeld für das Ruggächer-Quartier werden. Sie ist nicht nur ein Ensemble von Gebäuden, sondern spannt vielmehr ein Feld mit Aussen- und Innenräumen auf, das intensiv begangen und belebt werden kann. Es ist eine dichte Lernlandschaft auf mehreren Niveaus, die der etwas unbestimmten Leere des Umfelds entgegentritt und einlädt, daran teilzunehmen.


Umgebung

Das Herz der Anlage ist ein von den verschiedenen Schulgebäuden eingebundener, offener Pausenplatz mit einem grossen runden Brunnen. Auf seinem Betonbelag sind florale Strukturen gemalt, die zum Spiel animieren.
Die Eingangsfelder der Schule sind mit Beständen von hoch aufgeasteten, in Reihen gepflanzten Zitterpappeln (Populus tremula) bezeichnet. Unter den Bäumen werden sich die Schüler vor und nach dem Unterricht treffen. Das Blattwerk filtert das innere Leben vom äusseren und umgekehrt. Der Belag ist jeweils aus vor Ort gegossenem Beton mit grossen ausgesparten Kiesflächen. Im Norden dient das Eingangsfeld zusätzlich als Anlieferung für den Betreuungstrakt und der Küche, ist aber auch Aussenwerkhof für die Schüler. Bei der Blumenfeldstrasse ist der Baumplatz auf ganzer Länge an dem Blumenhof angebunden. Er ist mehr noch als die anderen zwei Eingang zur Schule. Im Süden ist der Baumplatz Teil der Spiel- und Pausenflächen und fügt sich in das übergeordnete Aussenraumgerüst des Emil-Spillmann-Wegs ein.
Entlang der Nettie-Sutro-Strasse verläuft der Holderbach, der im Süden in die Spiellandschaft der Grundstufe eingebunden ist. Grosszügige Treppen vermitteln zwischen Bachniveau und Erdgeschoss der Schule. Das Bachbett ist steinig und mit begleitenden Ruderalbeständen durchsetzt.
Das Rasenspielfeld macht den Abschluss zum Emil-Spillmann-Weg und den Bahngeleisen. Es ist im Süden leicht ins Gelände eingegraben. Passanten können somit auf der ganzen Länge dem Treiben auf dem Feld zuschauen. Stirnseitig begrenzen jeweils Ballfangzäune den Rasen. Zum Südgebäude hin erstreckt sich eine längliche Schülergarten-Parzelle, die mit einer geschnittenen Hecke eingezäunt ist. Im Norden zur Mühlackersrasse hin wird das Trottoir zum Turnhallengebäude ausgeweitet. Somit kann direkt in die Halle eingesehen werden. Grosszügige Sitzmöglichkeiten vermitteln zwischen Bushaltestelle und Schulanlage.