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Renovation St. Maria-Neudorf
St. Gallen
Studienauftrag 2001, 2. Preis
Katholische Kirchgemeinde St. Gallen
Thomas Schregenberger Architekten
Thomas Schregenberger, Caspar Schärer, David Zumstein, Katja Gräfenhain
Beleuchtung: Charles Keller
Akustik: Wichser Akustik + Bauphysik AG
Landschaftsarchitektur: Rotzler Krebs Partner GmbH
5.5 Mio. CHF

„JE VOUS SALUE MARIE" Wenn wir uns die Darstellung von Adolf Gaudy als Vor-Bild für unseren Projektvorschlag nehmen, steht dies nicht für die Idee der Rückführung in einen originalen, oder vom Erbauer dieser Kirche gedachten Zustand, sie dient uns vielmehr als Lesehilfe zu einem tieferen Verständnis  für das Bauwerk. Auffallend an dieser Darstellung ist die Grosszügigkeit und Erhabenheit des Innenraums, die Leichtigkeit und Eleganz des Raumgebildes, sowie die klar artikulierte Raumgeometrie. Als Zentrum und Höhepunkt der Kirche wird in Gaudys  Perspektive der Kuppelbau dargestellt. Sämtliche Raumelemente scheinen ihm zu dienen. Das klar formulierte Hauptschiff, das mit seiner Längstonne auf die Vierung lenkt, das Querschiff, das nur aus breiten Gurtbögen besteht, die den Kuppelraum fassen und die Ornamentik, welche diese Geometrie noch betont. In zwei Punkten unterscheidet sich die ideale Darstellung Gaudys von der gebauten Form massgeblich, nämlich in der nicht vorhandenen Kirchenbankmöblierung, und damit verbunden, in der Beziehung des Kirchenbodens zur darüber liegenden Raumkonstruktion.
Unser Projektvorschlag konzentriert sich auf das Verhältnis zwischen Boden, Wänden und der Möblierung. Die Kirchenbänke werden auf ein klar definiertes, in die Mitte des Hauptschiffs gesetztes  Bankfeld reduziert. Auf die hölzerne Wandtäferung wird verzichtet und die Seitenschiffe von den Beichtstühlen befreit. Die Trennung von Gebäudehülle und Einbauten, die unmittelbare Beziehung zwischen Boden und Wänden betonen die gesuchte Raumwirkung, die Eleganz und Grosszügigkeit des Innenraums.
Eine weitere Klärung des vorgefundenen Raumgefüges wird durch die stärkere Artikulierung der bestehenden Ornamentik, der aufsteigenden Gurtenbögen und der darauf liegenden Kassettenkuppel erreicht. Sie formulieren zusammen das Zentrum der Kirche, das nun auch zum Mittelpunkt der Liturgie werden soll. Um dieses Zentrum herum, gefasst  vom darüber liegenden Kuppelfeld, gruppiert sich die Kirchgemeinde zum gemeinsamen Gottesdienst. Die neuen liturgischen Möbel: Altar, Ambo, Taufstein und Sitzbank sind durch eine in Format und Abmessung mit dem Hochaltar vergleichbaren Plattform zusammengefasst. Ihr Verhältnis zur Glaubensgemeinschaft und zum dahinter liegenden Hochaltar ist klar und verbindlich.